Die Leiterin einer Personalabteilung eines Unternehmens mit rund 160 Mitarbeitern hat sich an uns gewandt mit der Information, dass einige Mitarbeiter über das betriebsinterne Intranet verkündet haben, dass das Interesse an der Gründung eines Betriebsrates bestünde. Die Geschäftsführung wollte die Bedürfnisse dieser Mitarbeiter ernst nehmen und mit den Beteiligten ins Gespräch gehen. Dieses Gespräch zwischen den interessierten Mitarbeitern und der Geschäftsführung sollten wir moderieren.
Der Einladung der Geschäftsführung folgten rund 20 Mitarbeiter. Zusammen mit zwei Vertretern aus der Geschäftsführung ließen wir die Mitarbeiter formulieren, welche Hoffnungen und Bedürfnisse mit dem Wunsch nach einem Betriebsrat in Verbindung gebracht würden. Dabei zeigte sich bald, dass es eine offene Kommunikationskultur im Unternehmen gab. Jeder Mitarbeiter, gleich aus welcher Abteilung oder Hierarchiestufe, konnte frei sein Anliegen und seine Bedürfnisse formulieren. Das war schon beachtlich. Bei einer weiteren Gesprächsrunde wurde uns berichtet, dass das Unternehmen in den letzten Jahren stark gewachsen sei und sich die Mitarbeiterzahl innerhalb von nur zwei Jahren nahezu verdoppelt hatte. Den Mitarbeitern, die schon länger im Unternehmen waren, war aufgefallen, dass unter dem Wachstum die „Nähe“ der Mitarbeiter und Kollegen untereinander gelitten hatte. Allein der Umstand, dass sich das Unternehmen mittlerweile über mehrere Etagen ausgebreitet hatte, erschwerte den Austausch untereinander.
Von unserer Seite aus war dies der Zeitpunkt an dem wir es für richtig hielten, aus juristischer (arbeitsrechtlicher) Sicht die Mitarbeiter über Sinn, Zweck und Aufgabe eines Betriebsrates zu informieren. Die anschließende Runde brachte schließlich die übereinstimmende Erkenntnis, dass das Bedürfnis der Mitarbeiter alleine im Zwischenmenschlichen miteinander angesiedelt war, dass dies mit „dem Instrument“ Betriebsrat nicht zielführend zu erreichen ist und an den Bedürfnissen der Mitarbeiterschaft vorbeigehen würde. Schließlich gaben wir den Impuls zur Schaffung eines (Betriebs-)Kulturrates. Aus diesem vorläufigen Ergebnis des von uns moderierten Prozesses hat sich dann eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich diesem Thema für die Zukunft annehmen wird.
So konnte aus einer zunächst plakativ geäußerten „Befindlichkeit“ im Intranet des Betriebes, aus dem Slogan „Wir brauchen einen Betriebsrat!“, ein tatsächlich bestehendes Bedürfnis mit dem Inhalt „wir brauchen mehr Kultur im Umgang miteinander“ herausgearbeitet werden, was sicherlich nachhaltiger zur Zufriedenheit der Mitarbeiterschaft beitragen wird.